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Projekt "Frankfurt"

Starke Kontraste – das Leben hat keinen Weichzeichner…

Es ist Samstag vormittags und ich bin an diesem Wochenende mal wieder in den eigenen vier Wänden in Berlin und habe zwei doch sehr extreme Wochen hinter mir – Zeit mal ein wenig durchzuschnaufen und sich ordnen.

Und beides ist wirklich notwendig, denn die aktuelle Zeit und Situation ist geprägt von Stress, Hektik und einem wahren Wechselbad der Emotionen – von Erleichterung und Zufriedenheit bis hin zu Ungewissheit, Wut und Aggression.

Die Tage bis zum 15. September waren geprägt von Hektik und Stress pur, denn schließlich hatte ich sowohl den Kollegen in Frankfurt, dem Projekt und den Berliner Kollegen zugesagt, dass sie bis zu diesem Termin von mir die ersten Projekt-Ergebnisse in den Händen halten würden. Hierfür standen umfangreiche Analysen am „alten“ Tool an, um zu klären, wie ich die neuen Daten da überhaupt reinbekomme und wie ich die neuen Strukturen damit überhaupt umgesetzt bekomme. Hinzu kam, dass die neuen Daten auch für mich absolutes Neuland waren.

Ich kann, darf und will Euch hier gar nicht mit vielen technischen und inhaltlichen Details quälen. Letztendlich ist ja auch nur entscheidend, dass ich es schließlich doch noch genau am 15.09. nachmittags hinbekommen habe, die ersten Reports mit einem kleinen, erläuternden Anschreiben nach Berlin zu schicken. Bis zum Wochenende haben wir dann auch noch die letzten Details gemeinsam bereinigt und zum Abschluss der 37. Kalenderwoche konnte somit „Erfolg“ vermeldet werden.

So konnte ich beruhigt, erleichtert und mit dem geleisteten zufrieden ins Wochenende gehen – obwohl die private Wochenendeplanung nicht so funktionierte, wie ich es mir gewünscht habe, aber so ist das nun mal und damit ist das kein Grund, mit dem Schicksal zu hadern und in Selbstmitleid zu zerfließen.

Der „Tiefschlag“, der mich dann allerdings am Montag nach einem sehr schönen Mittagessen ereilte, hatte es dann aber doch in sich… was war geschehen?

Seit November 2009 war die Katze aus dem Sack gewesen. Die Bank, bei der ich beschäftigt bin würde im Sommer 2010 nicht nur eine seit langem anstehende IT-Migration durchziehen, sondern auch auf die Muttergesellschaft verschmolzen werden, wodurch das komplette Center umstrukturiert und stark verkleinert werden sollte. Kurz vor Weihnachten stand dann der Umfang und auch der Sozialplan/Interessenausgleich fest. Die Einschnitte waren hart, aber es war mit ihnen zu rechnen gewesen und sie waren einfach eine logische Konsequenz. Mit dieser Art von Veränderung muss man heutzutage wohl leben und es galt nach einem kurzen Schrecken, den eigenen Weg zu finden und das beste aus der Situation zu machen.

Für mich hieß das: Die interessanteste Zukunft und die besten Aussichten für die weiteren Jahre – auch was die Inhalte meiner Arbeit betrifft – würde ein Wechsel zur Konzernmutter nach Frankfurt bedeuten. Sicherlich ist es für einen gebürtigen Berliner alles andere als leicht, diese Stadt zu verlassen und nach Hessen überzusiedeln, aber die Stelle, die da im Sozialplan ausgeschrieben war, war einfach zu ideal für mich und meine Interessen.

Die nächsten Schritte waren klar und die ich habe zügig für mich die Bewerbungsentscheidungen getroffen – damit stand fest, was auf meinem Erhebungsbogen stehen würde.

Auch der Arbeitgeber in Berlin arbeitete zügig und entschied sich dafür, mich für diese eine Stelle zu benennen, der hießige Betriebsrat schloss sich der Entscheidung an. Somit war in Berlin alles in trockenen Tüchern und ich bereitete mich seelisch schon mal auf eine Zukunft in Frankfurt am Main vor.

Auch die Arbeitgeberseite bei der Konzermutter stimmte dem Besetzungsvorschlag zu und signalisierte, dass man mich gerne im Team haben und sich meine Expertise sichern würde. Eigentlich ein schönes Kompliment und für mich die Bestätigung, dass ich in den letzten Jahren beruflich „alles richtig gemacht“ habe.

Zu diesem Zeitpunkt war es Mai 2010. Im Juni folgte noch ein weiteres persönliches Gespräch mit dem Leiter meines künftigen Bereichs, in dem ich die Bitte äußerte, dass ich eine schriftliche Bestätigung bzw. die Vertragsänderung für den Jahreswechsel bekommen möchte, damit ich langsam anfangen kann, mich um eine neue Wohnung etc. zu kümmern.

Die Wochen gingen ins Land und vor zwei Monaten kam die mündliche Bestätigung, dass der Prozess soweit mit allen Zustimmungen abgeschlossen sei und sich der Personalbereich nun um die vertragliche Seite kümmern würde. Ende August konnte ich dann auch ein erstes Gespräch mit meiner künftigen Personalbetreuerin führen und meine Fragen zum weiteren Procedere platzieren.

Nun kommen wir zum besagten Montag dieser Woche, wo ich nach knapp drei Wochen nach dem Gespräch auf den aktuellen Stand gebracht werden sollte. Ich hatte eigentlich mich den ersten konkreten Ergebnissen gerechnet… die Realität sieht leider anders aus: Nun heißt es auf einmal, dass mein Fall noch einmal am 05. Oktober den Frankfurter Betriebsrat beschäftigen wird, da dieser einige Nachfragen hat, da ich aus einem anderen Zuständigkeitsbereich (betriebsratstechnisch) wechseln würde und da keine Stellenausschreibung bekannt sei!

Die frustrierende Erkenntnis: Auch in meinem Fall wurden die im Sozialplan zugesagten Stellen zwar in Berlin mitbestimmungsgemäß verhandelt aber offensichtlich nicht auf der Frankfurter Seite (wo zum damaligen Zeitpunkt es auch ein Stellenabbauprogramm gab, das gerade noch abgearbeitet wird…). Somit droht von dieser Seite immer noch eine Ablehnung, womit ich in der Situation bin, dass ich im Rahmen des Berliner Stellenbesetzungsverfahrens zwar einer der ersten war, der gesetzt worden ist, nun bei einem Scheitern aber zurück in den Berliner „Überhang“ falle – dort sind nun aber alle Besetzungen durch und faktisch würde dann nur noch der Aufhebungsvertrag mit Abfindung warten!

Mein Vertrauen in die Organisation und ihre Professionalität ist massiv erschüttert und ich sehe mich einer existenzbedrohenden Situation gegenüber. Die Tatsache, dass es vor zwei Monaten noch hieß, dass alle notwendigen Zustimmungen vorliegen würden, hinterläßt einen sehr faden Beigeschmack.

Die Reaktionen in Berlin seitens meiner bisherigen Vorgesetzten, des Betriebsrats, wo ich es auf unserer Gremiumssitzung am Mittwoch geschildert habe und seitens meines Berliner Personalbetreuers wirkten „entsetzt“ (Zitat: „Das kann doch einfach nicht wahr sein!“) und beweisen sehr viel Mitfühlen und Hilfsbereitschaft – dazu gehörte auch der Anruf meines Vorstandsmitglieds, der sich der Sache annimmt.

Nun heisst es also wieder hoffen und bangen – und sich Gedanken machen, welchen „Plan B“ ich mir zurecht legen kann…

Auch mit meinen knapp 40 Jahren neige ich noch recht gerne dazu, meine Emotionen und Wut bei einem Friseur-Besuch in einer Frisurveränderung zu „verarbeiten“. Meist wird es dann auf meinem Kopf ein wenig optisch offensiver und aggressiver. Da Conny sich weigerte mir eine Glatze zu verpassen haben wir dann gemeinsam entschieden, dass ein dezenter Iro (wirklich sehr dezent) am besten zu meinem „schwillenden Kamm“ passt! Auf jeden Fall ist das ein herrlicher Kontrast zu der längeren und vollen Frisur der letzten Wochen/Monate.

Auf der gestrigen „Wiesn 2010“, die unsere Bank als Mitarbeiterfest auf der Parkpalette feierte, löste die neue Frisur unterschiedlichste Reaktionen aus von einem einzelnen „Entsetzen“ bis zu „cool“ und „hey, das steht Dir“. Ich fühl mich jedenfalls momentan sehr wohl mit der Veränderung auf meinem Kopf – mit den vielen Gedanken unter der Schädeldecke eher weniger…

Es ist und bleibt einfach eine für mich extrem unschöne Situation, wenn ich selbst momentan nichts ausrichten und eigentlich nur warten kann auf die Dinge, die da kommen…

Neben der schönen Essensverabredung am Montag, der nachträglichen Jubileums-Überraschung durch meinen Chef am Mittwoch in Berlin – er hatte aus Mini-Ritter Sport mir eine 20 auf den Schreibtisch gelegt (am 01. September 1990 ging es für mich mit der Ausbildung im Unternehmen los) – war die „Wiesn 2010“ ein Highlight der Woche. Trotz der Belastung der aktuellen Situation war es einfach schön, viele Leute aus der Bank wiederzusehen und gemeinsam zu feiern, zu tanzen und zu trinken.

Ja, das Leben hat starke Kontraste und es gibt dafür keinen Weichzeichner!

2 Antworten auf „Starke Kontraste – das Leben hat keinen Weichzeichner…“

Ach na guck mal, Fotos. Steht dir!

Drück die feste die Daumen, dass alles ganz bald in trocknen Tüchern ist und du anfangen kannst in Frankuuuuuuuuuurt seßhaft zu werden.
Freu mich doch schon auf die Fototouren, Kopf hoch, wird schon *dich mal feste drück*
Kann deinen Frust absolut nachvollziehen.

LG, auch von Martin (und unserer Püppi )

Doro

Danke, Doro, das ist echt lieb und kann ich momentan gut gebrauchen. Ist doch schwieriger „professionell“ mit so einer Situation umzugehen, als man hofft.
Ich hoffe doch sehr, dass das noch alles so klappt wie ursprünglich geplant und die Phototouren sind schon fest eingeplant mit Euch. 🙂

Liebe Grüsse auch an Martin und die Püppi
Olli

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