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Film- und Industriemuseum Wolfen

Neulich führte uns ein Ausflug ins Hinterland von Sachsen-Anhalt in das Film- und Industriemuseum in Wolfen.

Wie kamen wir ausgerechnet auf Bitterfeld-Wolfen? Eine Doku auf Phoenix machte mich auf das Filmmuseum aufmerksam. Ich erfuhr, dass hier einst der berühmte Agfa-Film hergestellt wurde, welcher später unter dem Namen ORWO weiter verkauft wurde. Die Fabrik belieferte tonnenweise die UFA mit Film, stellte hier sogar den allerersten Farbfilm überhaupt her. Galt damals als der größte Filmproduzent Europas. Ich war begeistert und wollte Olli am liebsten sofort davon erzählen. Schließlich gehört Fotofilm ja auch irgendwie zum Hobby Fotografie. Also auf nach Wolfen – Wolfen, wie in Bitterfeld-Wolfen, wie in Dreckschleuder der DDR, wie in Silbersee usw.

Wenn man in Bitterfeld-Wolfen ankommt, erinnert nichts mehr an diese Klischeebilder der frühen 90erJahre. Hat man sich dann endlich durch die verschiedenen Areale zum Chemiepark Bitterfeld-Wolfen – Areal A hindurch gekämpft und ist man geistig schon an dem Punkt, sich zu fragen „Hier soll noch ein Museum kommen??“ – ist man definitiv auf dem richtigen Weg. Dank der Beschreibung auf der Website des Museums (unter Kontakt) oder Navi, geht das recht zügig von statten.

Der Parkplatz wirkt nicht einmal halb so einladend, wie es das Museum letztlich ist – man darf sich hiervon also auf keinen Fall abschrecken lassen. Das Museum ist im ältesten Gebäude der Anlage untergebracht, welches ein paar moderne Anbauten erhalten hat. Ist man zeitig dort, wird man von einem der beiden Beschäftigten persönlich an der Tür abgeholt.

Die Führung beginnt mit einem Kurzfilm über Wolfen und die Filmfabrik. Über die DDR-Propaganda muss man hier einfach mal hinweg hören, dafür bekommt man Originalmaterial aus den 60er Jahren zu sehen. Weiter geht’s mit einer Führung durch das Gebäude. Anschaulich wird Raum für Raum erklärt, wie die Trägerfolie zuerst hergestellt und dann mit den entsprechenden lichemtpfindlichen Schichten versehen wurde. Immer bei normalem Licht, aber damit man auch einen Eindruck davon bekommt, wie die realen Arbeitsbedingungen waren, schaltet Herr Gill ab und zu das Licht aus und das Grün- bzw. Rotlicht an. Erst jetzt erhält man einen Eindruck davon, unter welchen doch recht arbeitsfeindlichen Bedingungen damals (wie heute) gearbeitet wurde (wird). Der Respekt vor den Arbeitern, die schon in den 1920er Jahren so präzise gearbeitet haben, dass daraus tonnenweise qualitativ hochwertiger Film entstehen konnte, wächst mit jedem Raum.

Im Anschluss an diese sehr aufschlussreiche Zeitreise, während der man die Arbeiter schon fast vor seinem geistigen Auge vor sich herum wuseln sah, folgt die (nach eigenen Angaben) größte Film- und Fotokamerasammlung Sachsen-Anhalts. Auch hier kann Herr Gill wieder einiges erzählen und man kommt aus dem Staunen kaum noch heraus.

Bis Mitte Juli konnte man noch die Sonderausstellung „Gesichter der Filmfabrik Wolfen“ von Christine Becker bestaunen. Auf etwa 30 schwarz-weiß Bildern zeigt sie Arbeiter der Filmfabrik Wolfen aus dem Jahr 1982. Man versteht schnell, warum sich die Museumsleiterin beinah für die Art der Bilder entschuldigte, denn der Gesichtsausdruck der Abgebildeten ist nicht besonders optimistisch. Fast ist man versucht, ihnen ein „7 Jahre noch, dann habt ihr’s geschafft!!“ durch das Bild in die Vergangenheit entgegen zu rufen.

Im Nebenraum, dort wo es mit dem Filmvortrag begann, kann man sich noch die Industriegeschichte von Wolfen bzw. Deutschland ansehen. Angesichts der Informationsflut und der Lebendigkeit der Darstellung der letzten beiden Stunden, fällt es hier allerdings schwer, sich noch einmal auf die fast statisch wirkenden Ausstellungsstücke und Leinwände zu konzentrieren.

 

Fazit:

Alles in Allem ist das Museum auf jeden Fall einen Ausflug wert, wenn man sich ansatzweise für das Thema interessiert. In keiner Minute wird man mit einer Flut an Fachbegriffen konfrontiert, man wird sich auch keine chemische Formel merken müssen. Die große Stärke des Museums ist die lebendige Darstellung in den ehemaligen Produktionsräumen selbst, erzählt von einem, der diese Geschichte wirklich mal gelebt hat und irgendwann auch Teil dessen wurde.

 

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonntag: 10 bis 16 Uhr

Montags ist das Museum geschlossen.

Eintritt:  4 € für Erwachsene und 2 € für Ermäßigte

Kleiner Tipp: Das Museum bietet regelmäßig Kinovorstellungen auf originalen Filmprojektoren. Unter Veranstaltungen kann man sich ein Programm abrufen.

Treffen der Generationen 😉

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